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Der kleine Zauberer zaubert die ganze Welt

Hinter den Bergen, bei den blauen Tannen, dort, wo die struppigen Raben ihre Rabenlieder krächzen, lebt der große Zauberer. Er wohnt im Wipfel eines uralten Baumes, und wenn es regnet, zaubert er sich ein Haus. Er braucht nur "Hokuspokus Simsalabim" zu sagen. So einfach ist das.

"Hör zu", sprach der grosse Zauberer eines Tages zum kleinen Zauberer, der sein Lehrling war. "Ich habe dir neunundneunzig mondhelle Nächte lang alles beigebracht, was ich wußte. Nun gehe in die Welt hinaus und zeige, was du kannst."

Da schnürte der kleine Zauberer sein Bündel. Den Zauberstab packte er ein, ein Paar warme Socken und eine Handvoll kluger Gedanken. "Doch bevor du gehst, will ich dich noch einmal prüfen", fuhr der grosse Zauberer fort. "Hier vor meinen Augen sollst du einen Sonnenblume wachsen lassen. Eine grosse, zu der man emporschauen kann, und an der man sich freut, wenn der Himmel grau ist."

"Wenn es weiter nichts ist", sagte der kleine Zauberer, "Hokuspokus Simsalabum!" Aber weil das nicht ganz stimmte, wuchs nun auch nicht etwa eine Sonnenblume, sondern ein winziges Gänseblümchen hob sein Gesicht aus dem Gras. Da schüttelte der grosse Zauberer den Kopf, dass ein Sturm aufkam und die Bäume sich bogen.

"Abrakadabra", sprach er, "du mußt noch vieles lernen. Aber nun geh!"

Und er warf ihm drei Rabenfedern nach. Die sollten ihm Glück bringen. So machte sich der kleine Zauberer auf den Weg. "Hokuspokus Vielerlei", sang er vor sich hin. "Endlich, endlich bin ich frei!" "Wer bist du?" fragten ihn die Tiere und kamen neugierig näher. "Ich bin ein Zauberer", antwortete er, und er stellte sich auf die Zehenspitzen, damit er ein bisschen grösser aussah.

"Oh",sagte der Hase, "kannst du mir bitte eine Mohrrübe zaubern?" "Das wäre eine Kleinigkeit", entgegnete der kleine Zauberer. "Aber meine erster Zauber soll etwas besonderes sein." "Vielleicht ein paar Löwenzahnblättchen?" meinte das Reh. "Süss wie der Regen im Sommer?" Und das Eichhörnchen wollte ein paar goldene Nüsse. Doch der kleine Zauberer war nicht einverstanden.

"Nein", meinte er."Ich werde etwas zaubern, das grösser ist als alle eure Wünsche. Ich zaubere die ganze Welt!" "Die Welt?" stammelte der Igel. "Aber die ist doch schon da!" "So?" sagte der kleine Zauberer. "Dann macht mal die Augen zu." Da schlossen die Tiere die Augen. "Alles ist fort!" riefen sie. "Die Bäume, die Sträucher, der Bach und der Himmel mit seinen himbeerroten Wölkchen!"

"Seht ihr", sprach der kleine Zauberer, und er hob die Stimme, "Hokuspokus Simsalabim! Und jetzt", fügt er hinzu, "dürft ihr die Augen wieder öffnen!"

Da schlugen die Tiere die Augen wieder auf. "Oh!", staunten sie, "die Welt ist wieder da! Der kleine Zauberer hat die ganze Welt gezaubert!" Und sie waren glücklich wie schon lange nicht mehr.

aus: Sandmännchens Geschichtenbuch, Otto Maier Verlag, Ravensburg

Tipp:

Diese Geschichte lässt sich übrigens toll mit Kindern spielen, indem man ihnen die Geschichte in der ICH-Form erzählt (der Erzähler ist der kleine Zauberer) - dazu einfach die Geschichte ein wenig abwandeln.... die Reaktionen der Kinder sind ein Erlebnis der Extraklasse.

Nickname 28.08.2003, 13.42

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